5 Tage auf dem Rad durch die Bourgogne
Schlösser, Landschaft & Wein
Anfang Oktober haben sich 12 Radler unter der Führung von Gisela Gruber zu einer fünftägigen Tour in die Bourgogne aufgemacht. Mit dem Alpenvereinsbus samt Fahrradanhänger und einem PKW mit Fahrradträger ging es zunächst von Hof nach Talant bei Dijon. Eine Woche Radfahren durch die Weinberge des Burgund, vorbei an Schlössern, Klöstern und Kirchen, in malerische historische Städte und angereichert mit Weinproben, Brotzeiten und Essen mit französischen Spezialitäten lag vor uns. Die Übernachtungen und Programmpunkte hatte Gisela kenntnisreich geplant.
Tag 1: Nach einem abendlichen Abstecher nach Dijon mit seiner prächtigen Altstadt und der ersten Übernachtung machte sich die Gruppe am nächsten Tag bei bestem Radlerwetter auf die ersten rd. 60 Kilometern. Durch die besten Weinlagen des Burgund ging es vorbei am Carmel Monastère, dem Château du Clos Vougeot (wo schon Angela Merkel und Emmanuel Macron dinierten) und dem Château d’Entre Deux Monts. Auch der ehemalige Steinbruch „Le Karriere“, der jetzt als Festivalort genutzt wird, war einen Abstecher wert. Unterwegs konnte der „Ausgangsstoff“ der großen Weine ausgiebig getestet werden: Die Lese ist bereits seit Mitte September beendet, die noch an den Weinstöcken verbliebenen Trauben waren nachgereift und schmeckten hervorragend. Angekommen in Beaune klang der Tag mit einem Abendessen in einer Brasserie aus, wo unter anderem auch die burgundische Spezialität „Escargots“, also Weinbergschnecken, in die Radlermägen wanderte.
Tag 2: Am nächsten Morgen haben wir vor der Weiterfahrt das Hôtel Dieu in Beaune besichtigt. Der rund um einen weitläufigen viereckigen Innenhof errichtete prächtige Gebäudekomplex mit bunten Dächern aus glasierten Ziegeln, wurde 1443 von einem Stifter gebaut. Er diente dazu allen Bürgern, darunter auch Armen und Mittellosen, Krankenpflege angedeihen zu lassen. Bis 1971 wurde es als Hospital genutzt und ein Großteil der heutigen Bürger Beaunes kam dort zur Welt. Noch heute unterhält die Stiftung, zu der auch große Weinberge gehören, das neue Krankenhaus der Stadt. Nach der Besichtigung führte uns die Radtour des Tages 37 wunderbare Kilometer bis nach Nolay. Dass auch die sorgfältigsten Routenplanungen Überraschungen nicht ganz vermeiden können, wurde beim Weg zum „Cirque du Bout du Monde“, einem Steiltal mit einem 40 Meter hohen Wasserfall, deutlich: Nur mit Schieben kamen wir auf vielen Passagen beim Weg durch den Wald vorwärts. Aber das Naturwunder hat uns entschädigt, ebenso wie nach Ankunft in Nolay die Weinverkostung. Ein kleiner Winzer aus einem Nachbarort hat uns vor dem Abendessen, begleitet von Appetithäppchen, seine ausgezeichneten Weine zur Verkostung angeboten.
Tag 3: Die Tour des dritten Tages von Nolay nach Dracy le Fort umrahmten zunächst wieder die Weinberge, bevor wir teilweise entlang des Canals du Centre nach Chalon sur Saône zum Stopp mit Stadtbesichtigung gelangten. Leider war die Kathedrale wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Auf der Voie Verte erlebten wir leider den Sturz einer Mitradlerin. So sollte es sich bewähren, dass Bus und Fahrradanhänger jeweils von zwei Teilnehmern zu den täglichen Etappenzielen mitgefahren wurden. Damit stand trotz Blessuren einer weiteren Teilnahme nichts im Wege. Vor dem Abendessen konnten wir noch eine Kurzführung des Château Germolles genießen sowie eine ausgiebige Weinprobe im Domaine Sarrazin.
Tag 4: Beim Durchfahren von Givry war es praktisch unumgänglich, nicht über den Markt zu gehen. Gemüse, Käse, Charcuterie, Brot, lokale Produkte, alles was das Herz begehrt wurde angeboten und wir haben Vorräte eingekauft.
Besonders nett war die die Zufallsbegegnung mit dem Schlossherrn des Château in St. Germain Les Buxy, der uns kurzerhand auf dem Weg zur Gartenarbeit in den Genuss einer Führung rund um sein Schloss brachte. Die romantische Vorstellung von Schlossbesitzern musste dabei der Erkenntnis weichen, dass große innere Verbundenheit und Familientradition nötig sind, um ein derartiges Gebäude Instand zu halten und darin in wenigen beheizten Räumen zu wohnen.
Eine Pause war natürlich auch Taizé wert, wo die von Frère Roger 1949 gegründete Gemeinschaft Jahr für Jahr zehntausende überwiegend jugendliche Besucher anzieht. So gelangten wir schließlich nach Cluny.
Tag 5: Eine kurzer morgendlicher Stadtrundgang am Tag 5 führte uns zu den wenigen Überresten der – bis zum Bau des heutigen Petersdoms – größten Kirche der Menschheit. Die wenigen Überreste ließen Pracht und Dimensionen nur erahnen. Danach aber ging es auf zur letzten Fahrradetappe. An diesem letzten Tag haben wir die Wege durch die Weinberge genossen, die uns schließlich zum Château de Besseuil nach Clesse zur letzten Übernachtung geführt haben. Ein Kir als Aperitif, der vom Geburtstagskind des Tages großzügig spendiert wurde, leitete ein besonderes Abendessen als würdigen Abschluss einer genussvollen Radtour ein.
Die Rückfahrt nach Hof verlief schließlich wieder genauso problemlos wie die Hinfahrt.
Fazit: Gutes Wetter, schöne Wege, eine herrliche Landschaft, gute Organisation und gutgelaunte Teilnehmer sind die besten Zutaten für eine gelungene Radtour. Eine sprachkundige Organisatorin öffnet Türen zu Orten und Menschen. Und die gemischte Gruppe von E-Bikern und „Strampel-Bikern“ hat sich hervorragend vertragen.
































