DAV-Wanderung im Ahrntal/Südtirol – Rückblick

Bei herausfordernden Anstiegen in praller Sonne, aber grandiosen Ausblicken auf die Bergwelt rund um Kasern, erlebte die Wandergruppe von Michael Hinz im September 2023 ein paar wunderbare Wandertage in Südtirol. Kasern/Casere, das kleine Dorf am Ende des Ahrntals, war Ausgangspunkt der Touren. Im Berggasthof Stern endeten die täglichen Ausflüge mit gemeinsamem Abendessen und gemütlichem Austausch in der Wirtshausstube. 

Einen großen Pluspunkt bot der Standort Kasern im Hinblick auf die DAV-Nachhaltigkeitsziele. Es konnte auf Autofahrten verzichtet werden. Das Dorf ist Endstation der Ahrntal-Buslinie von und nach Bruneck. Mit dem Gästeticket der Tourismusregion konnten nicht nur die Busse ohne Entgelt genutzt werden, auch Eintritte in Museen sind enthalten. 

Aufstieg zur Lenkjöchlhütte (2.603 m) 

Das Ziel unserer ersten Tour war die Lenkjöchlhütte (2.603 m). Nach der Heilig-Geist-Kirche ging es zunächst langsam steigend los, später wurde die Tour richtig fordernd. Bei strahlendem Sonnenschein meisterte unsere hoch motivierte Wandergruppe jedoch gemeinsam den anspruchsvollen Anstieg. Nach 1.065 hm blieb auf der Lenkjöchlhütte kein Wunsch mehr offen. Chris Steger, gerade zum „coolsten Hüttenwirt im Ahrntal“ gekürt, servierte leckere Gerstensuppe, Apfelstrudel und Kaiserschmarrn.  

Der gut gelaunte Gastronom berichtete uns aber auch von der aufwändigen Beschaffung seiner Lebensmittel via Hubschrauber. Zu seiner Hütte führt keine Straße. Er selbst fährt mit dem Geländemotorrad auf dem Geröllweg ins Tal und zurück. Wir wanderten die lange Strecke nach Kasern zurück und erfrischten uns mit Holundersaft beim Skilehrer und Hüttenwirt der Rötalm. Den ersten DAV-Wandertag beendeten wir nach 18 km Wanderstrecke.  

Waldneralm – Archbüchel – Waldnersee 

Für den zweiten Tag hatte unser Guide eine Tour zur Waldneralm geplant. Nach dem Aufstieg über idyllischen Wurzelwegen im Wald erreichten wir den Archbüchel (2.414 m). Eine beeindruckende Hochebene führte uns in Richtung Waldnersee, dessen Ufer nur über große Steinplatten erreichbar war. Zwischen Felsen und Bachläufen ging es zur Waldneralm, wo wir auf 2.070 m besonders herzlich mit Südtiroler Spezialitäten empfangen wurden. 15 km Wanderstrecke und 854 hm schafften wir an diesem Tag. 

Statt Wanderpause: Flexi-Tag 

Angesichts schlechter Wetterprognosen für den übernächsten Tag, zeigte sich unser Guide Michel Hinz flexibel. Er bot zwei sportliche Wandertouren an. Die erste Strecke ging 800 hm hoch zur Lahner Alm. In besonderer Erinnerung blieb der Rückweg angesichts der Stärkung mit Schlutzkrapfen und dem „Almrudi“-Drink auf der Adler Alm.  

Unsere beiden Supersportlerinnen führte Michel noch auf anspruchsvollen steilen Serpentinen zur Birnlückenhütte (2.441 m) hoch. Köstlicher Apfelstrudel und Spiegelei mit Speck stärkten das Wandertrio für den Abstieg. Trotz beeindruckender Naturerlebnisse machten die Wanderungen auch nachdenklich. So ist deutlich zu erkennen, wie weit der Klimawandel schon zum Schmelzen der Gletscher beigetragen hat. Wie ein Moränenabgang ein Flussbett zerstört hat, konnte die Wandergruppe auf ihrer Tour sehen. In der Region diskutiert man heute schon darüber, ob in 10-15 Jahren noch Schneesport oder Wanderungen möglich sein werden. 

Zum Alternativprogramm am Flexi-Tag zählte eine Busfahrt über Bruneck nach Riscone. Von dort kommt man mit der Gondel auf den Kronplatz (2.227 m). Neben Bergstationen und der Friedensglocke „Concordia 2000“ gibt es zwei architektonische Highlights: Das Messner Mountain Museum CORONES zum Thema Klettern (Architektin: Zaha Hadid) und LUMEN, das Museum zur Geschichte der Bergfotografie. 

Genusswanderung zum Abschluss 

Der Start unserer Abschlusswanderung lag oberhalb von St. Johann/San Giovanni. Nach der Durchquerung von steilen Bergwiesen mit weidenden Kühen erreichten wir kurz von dem ersten Regenschauer die Gruber Alm auf 1.839 m. Michel hatte nicht zu viel versprochen. Hier konnten wir erstmals echte Hüttenatmosphäre genießen. Über die offene Küche ging es in die „gute Stube“, wo kulinarische Köstlichkeiten serviert wurden: Knödeltrio auf Krautsalat, Gerstensuppe, hervorragende Kuchen und Schorle mit eingelegten Preiselbeeren. Beim Rückweg zu unserem Parkplatz sind wir dann zum ersten Mal nass geworden. 

Optimaler Standort: Kasern/Casere 

Michel Hinz hat für die viertägige Wandertour den optimalen Ausgangspunkt gewählt. Man konnte direkt vom Gasthof loswandern, so dass kein Fahrzeug gebraucht wurde. Die Wandergruppe war beeindruckt, wie gut alle Wanderwege beschildert und ausgebaut waren. 

Die landschaftlich faszinierenden und sportlich fordernden Touren stärkten das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe ebenso wie der herzliche Empfang im Gasthof und auf den Hütten mit den kulinarischen Spezialitäten Südtirols. Ein erstes Nachtreffen der Hofer Kasern-Wandergruppe hat deshalb schon stattgefunden. Weitere sind geplant. 

MUH