Ein kurzer Trip in die Tannheimer Berge

Die erste mehrtägige Wandertour der Hofer DAV-Sektion führte Mitte Juni zehn gebirgshungrige Alpenvereinler zu einem Kurztrip in die Tannheimer Berge nach Tirol, ermöglicht durch einige Lockerungen von coronabedingten Einschränkungen. Bei bestem Wanderwetter wurden vielfältige Herausforderungen bewältigt, unter anderem hunderte Meter lange glitschige Wurzelwege, weite Schneefelder, schwülwarmes Latschenunterholz. 

 

Donnerstag, 10. Juni: Umweltbewusst ging es um 6.29 Uhr vom Hofer Hauptbahnhof nach Nürnberg und dann mit dem ICE-Sprinter ohne Zwischenstopp mit teilweise über 300 km/h nach München. Die Regionalzüge nach Garmisch und von dort über Reutte nach Musau waren ein willkommenes Kontrastprogramm, konnte man doch auch einmal die Landschaft genießen, was das ICE-Tempo fast unmöglich macht. 

 

Der Steilanstieg von Musau zur „Achsel“ überwindet auf fast 400 Höhenmetern zwar wunderschönen Mischwald, war aber wegen der schwülheißen Luft eine erste Herausforderung. Über die Musauer Alm, wo Apfelstrudel, Cappuccino und Weißbier dankbar genossen wurden, erreichte die Gruppe am Spätnachmittag das erste Nachtquartier, die (privat bewirtschaftete) Füssener Hütte (1550 m). Das sympathische junge Wirtspaar kümmerte sich eifrig um uns, waren wir doch die einzigen Übernachtungsgäste. In Erinnerung bleibt einigen sicher der köstliche Schweinebraten, der – obwohl schön mager – dennoch mit manchen Zirberln nachgespült wurde. 

 

Freitag, 11. Juni: Eine fast 10 Kilometer lange Strecke wartete auf die ausgeruhte Hofer Gemeinschaft. Kurzzeitig lenkte ein Gamsrudel mit drei Kitzen vom Weg ab, sodass ein Wegweiser übersehen wurde. Bei stabilem Wetter war das jedoch nicht weiter schlimm, denn wann sieht man diese scheuen Tiere, noch dazu in so großer Zahl, nah am Weg. 

 

Zur richtigen Abzweigung zurückgekehrt, begann sofort die Querung eines langgezogenen Schneefeldes, und trotz vorsichtigen Marschierens ließen sich kleinere Ausrutscher nicht vermeiden. Am Füssener Jöchl (1818 m) hatten wir dann wieder festen Boden unter den Füßen, doch nach Erreichen des Gamskopfs (1890 m) mussten wir das zweite größere Schneefeld überwinden: Steiler und mit weniger Trittspuren versehen ging‘s am Ende durch eine nicht ungefährliche Schnee-Latschen-Fels-Kombination zur Seebenalpe und von dort aus auf das Brentenjoch, exakte 2000 m hoch und trotz des Namens tatsächlich ein Gipfel. Die über 350 Höhenmeter hatten es in sich: pralle Sonne, kaum ein Lufthauch. Manche (auch der Autor) waren schon etwas ermattet durch das konzentrierte Gehen in Schnee und Geröll. 

Auf dem Brentenjoch sah man über Füssen hinaus bis nach Neuschwanstein im Osten, bis zum Hochvogel im Westen und nach Süden ins Tannheimer Tal hinab und  weit in die Lechtaler Berge hinein – eine angenehme visuelle Belohnung für die bisherigen Strapazen! Der spannende Abstieg an einer Abbruchkante und wieder durch ausgewaschenes Latschenunterholz erforderte dann erneut volle Konzentration und Anstrengung, die auf der Bad Kissinger Hütte (1788 m) vergessen wurde: Zweibettzimmer, Käsespätzle, Weizenbier, Muckrunden. Birgit und Carmen ließen es sich aber nicht nehmen, nach dem Abendessen mit Gertlov zum nahen Aggenstein (1985 m) zu marschieren und zu klettern.  

 

Samstag, 12.Juni: Da aus organisatorischen Gründen der ursprünglich geplante Weiterweg zur Fallmühle nicht möglich war, machten wir uns nach dem Frühstück auf, die rund 1000 Höhenmeter nach Pfronten-Steinach in Angriff zu nehmen. Dabei wechselten sich ein paar schwierige Passagen am Bösen Tritt (!) und in der Reichenbachklamm mit breiten Schotterwegen im Schigebiet ab. Nach einem Zwischenstopp auf der Terrasse der Hochalphütte erreichte die Gruppe den Bahnhof leider ein paar Minuten zu spät, um den günstigeren Zug nach Kempten zu erwischen. 

 

So begann eine fast siebenstündige Bahnodyssee über Kempten, Augsburg, Treuchtlingen und Nürnberg nach Hof, die aber von Gertlov und Felix als versierte Bahnreisefüchse spontan und bewundernswert gemanagt wurde. Besonders Gertlov verdient den großen Dank aller Teilnehmer, hat er sich doch – wie gewohnt – intensiv um die Organisation der Bergfahrt und die Betreuung seiner zum großen Teil langjährigen Wanderpartner verdient gemacht. 

 

PS. Noch etwas für Statistikfreaks: 1669 m im Auf-, 1646 m im Abstieg, insgesamt 26,1 Kilometer. Ein Lob an Gertlovs GPS-Daten!

 

Bericht von Horst Pöhlmann