Einsteigerkurs Hochtouren – Wiesbadener Hütte/Silvretta

mit Florian Belter, Lena, Tina und Thomas Erhardt, Roland Hammerl, Christian Lang, Matthias Mai, Robert Mergner und Jürgen Stadelmann

Samstag – Anreise und Orientierung

Am Samstag, 27.06.2020, trafen wir uns – angereist aus verschiedenen Richtungen – bei strahlendem Sonnenschein am Silvretta See bei der Bielerhöhe. Nach kurzer Begrüßung und Besprechung mit Jürgen starteten wir mit dem Aufstieg zur Wiesbadener Hütte. Nach 2 Stunden stets mit Sicht auf den Piz Buin im Hintergrund erreichten wir gegen 13:00 Uhr die Hütte und bezogen die Zimmer. Nach einer Pause wurden unsere Kenntnisse der Orientierung mit Karte und Kompass aufgefrischt und so endete der erste Tag in den Bergen.

Sonntag – der Fast-Tag

Wegen der Wetterprognosen gab es um 05:30 Frühstück, um den Tag gut nutzen zu können. Um 06:15 Uhr übernahm Christian die Führung der Gruppe und so ging es auf zur Oberen Ochsenscharte. Beim Aufstieg konnten wir gleich den Umgang mit Seil und Pickel und das Gehen als Seilschaft in der Praxis lernen. Von der Oberen Ochsenscharte ging es hinunter auf den Jamtalferner, über den uns Christian durch weichen Schnee unter harter Kruste den Weg bis kurz unter die Vordere Jamspitze spurte. Um eine letzte, steilere Schneerinne sicher erklimmen zu können, wurden wir in das Gehen am Fixseil eingewiesen und konnten dies an einem mit T-Anker gesicherten Seil praktisch testen. Der Aufstieg durch die Schneerinne scheiterte letztlich allerdings kurz unter den Felsen des Jochs an von wenig Schnee überdecktem Eis, das so von unten nicht zu erkennen war. Dadurch wurden wir – fast schon auf der Vorderen Jamspitze – zur Umkehr gezwungen. Den Weg zurück wollten wir durch einen Gipfel versüßen und so führte uns der Weg zunächst zurück zur Oberen Ochsenscharte und von dort weiter Richtung Dreiländerspitze. An einer Kletterstelle stieg Christian vor und richtete ein Seilgeländer ein. Nachdem alle diese Stelle überwunden hatten, entschlossen wir uns – fast schon auf der Dreiländerspitze – aufgrund eines heranziehenden Schlecht-Wetters zum Abstieg. Nachdem wir schon fast nass geworden waren, kamen wir an der Hütte an und nutzten das unerwartet aufklarende Wetter für praktische Trockenübungen zur Spaltenbergung an und auf der Terrasse.

Montag – Material- und Hüttentest

Da für den heutigen Tag zumindest bis in den frühen Nachmittag viel Feuchtigkeit angesagt war, wollten wir die Zeit vor Einsetzen des Regens für eine Tour zur Tuoi-Hütte nutzen, dort den Regen abwarten und Nachmittags den Rückweg für weitere Übungen nutzen. So ging es um 07:15 Uhr in voller Regenmontur los Richtung Vermuntpass. Da der Regen schon bei Abmarsch einsetzte, entschieden wir uns aber am Übergang zum Gletscher für die Umkehr zur Wiesbadener Hütte. Dort konnte sich jeder vergewissern, inwieweit der Regenschutz seinen Zweck erfüllt hatte. Den Rest des Tages bis zum Abendessen konnten wir die Hütte testen, da der Regen anhielt.

Dienstag – Rutschen, Sonne und Gipfelglück

Am Dienstag ging es zum Ochsentaler Gletscher. Die Besteigung des Piz Buin verschoben wir aufgrund des hohen Andrangs anderer Seilschaften und bogen stattdessen Richtung Fuorcla dal Cunfin ab. Dort bestiegen wir eine kleine Anhöhe, um uns einen Überblick über den Ochsentaler Gletscher zu verschaffen – unserer Spiel- und Trainingswiese für die nächsten Stunden. An einem ausreichend steilen Schneehang zeigte uns Jürgen wie man sich im Falle eines Sturzes im Schnee zu verhalten hat. Anschließend durften wir alle Varianten (auf dem Rücken oder auf dem Bauch, Füße oder Kopf voraus) ausgiebig üben. Dabei kam neben viel Lerneffekt auch der Spaß an der Freud’ nicht zu kurz. Für einen Ausrutscher oder Stolperer gewappnet ging es anschließend weiter zur Buinlücke. Dort waren nun nicht mehr viele Seilschaften unterwegs und so zogen wir unsere Steigeisen wieder an und begannen den Aufstieg. Nachdem die anfänglichen Querungen über Schutt und Schnee bewältigt waren und einige Kletterstellen bevorstanden, legten wir die Steigeisen ab. Über einen Kamin erkletterten wir durch Jürgen gesichert im Nachstieg einen Kamin. Danach ging es in Gehgelände weiter zum Gipfel des Großen Piz Buin (3.312m), den wir um ca. 13:30 Uhr bei traumhaftem Wetter und guter Sicht erreichten. Im Abstieg seilten wir die Kletterstellen, um Zeit zu sparen ab. Anschließend ging es zurück zur Hütte.

Mittwoch – Spaltenbergung

Am Mittwoch ging es wieder Richtung Obere Ochsenscharte. Auf dem Programm stand Spaltenbergung. Ein steiler Gletscherrand knapp unterhalb der Scharte diente als Probespalte. Geübt wurden der Mannschaftszug und die Lose Rolle. Dabei durfte jeder Teilnehmer jede der möglichen Positionen selbst ausprobieren. Unter der fachkundigen und stets praxisnahen Anleitung von Jürgen beim Mannschaftszug einmal die Rolle des Zweiten übernehmen. Bei der Losen Rolle war jeder einmal in der Mitte und einmal am Ende der Dreier-Seilschaft. Und natürlich durfte jeder einmal den Gletscherrand hinabspringen und den in die Spalte gestürzten spielen. Nach diesen sehr lehrreichen Übungen ging es zurück zur Wiesbadener Hütte und aufgrund eines sich ankündigenden Gewitters zügig hinab zur Bielerhöhe, um die Heimreise anzutreten.

Bericht von Florian, Lena, Tina, Thomas, Roland, Matthias, Robert, Christian und Jürgen