Leicht – Mittel – Schwer (Wie schwierig ist ein Wander- Bergweg)

Klassifizierung der Schwierigkeitsgrade von Bergwandertouren  

 

Bewertungen der Schwierigkeitsgrade beim Bergsport sind eine komplizierte Angelegenheit und geben immer wieder Anlass für Diskussionen auf der Hütte oder in den Sektionen. 

Die Klassifizierung der Bergwanderwege und Bergsteige nach Schwierigkeitsgraden ist nicht immer auf Anhieb zu verstehen. Oftmals sind die Abgrenzungen unklar und gehen fließend in die Bereiche „Klettern oder Klettersteige“ über. 

Beim Felsklettern gibt es die UIAA Skala. Bei einer Klettertour im 6. Grad kann der Kletterer einschätzen, (Klettergarten oder alpin) was Ihn erwartet. 

Bei der Bergsportart „Bergwandern“ gibt es keine einheitliche Klassifizierung von Wander- und Bergwegen in den Alpen und keine weltweit. Die Einteilung der Schwierigkeitsgrade unterscheiden sich teilweise erheblich. Jeder Berggeher verfügt über unterschiedliche Erfahrung, persönliches Können und Kondition, daher wird eine Bewertung der Schwierigkeit sehr unterschiedlich und subjektiv eingeschätzt. Zusätzlich führt die unterschiedliche Kennzeichnung der Berg- und Wanderwege häufig zu heiklen Situationen und Missverständnissen.  

In Bayern kann Schwarz ein anspruchsvoller Bergpfad sein, aber auch ein Klettersteig, wie der Aufstieg durchs Höllental auf die Zugspitze oder die Überschreitung des Watzmann. Die blaue Bezeichnung entspricht in den deutschen und in Teilen der österreichischen Alpen einen einfachen Bergwanderweg, in der Schweiz bezeichnet die blaue  Markierung einen sehr anspruchsvollen und schwierigen Bergweg. Ein Bergweg, der in anderen Ländern als mittelschwer bezeichnet wird, sieht der Franke oft als schwierig an. 

Ein weiteres Missverständnis besteht in der Annahme, dass Bergwandern dann aufhört, wenn man mit Schnee- oder Gletscherflächen in Berührung kommt. In Wirklichkeit ist eine Bergwanderung in der Kategorie Schwarz oder T5 – T6 oftmals schwieriger als eine einfache Hochtour mit der Bewertung L.  

 

Was schreibt der DAV zum Bergwandern als Definition: 

Bergwandern wird in der DAV-Bergunfallstatistik (2018/2019) als das Begehen von markierten Wegen und Steigen (auch mit kurzen, leichten drahtseilgesicherten Passagen) bis zum Schwierigkeitsgrad T5 sowie Klettersteigpassagen im Schwierigkeitsgrad A definiert. Damit beinhaltet es die gesamte Bandbreite des (sommerlichen) Bergsteigens außerhalb des Kletterns, des Klettersteiggehens und der Hochtouren. 

 

Eine Auflistung der Klassifizierungen und Kennzeichnungen: 

Deutschland und Österreich: BlauRot – Schwarz 

Diese Bezeichnung der Schwierigkeit kennen wir häufig von der Kennzeichnung für eine Abfahrt auf den Skipisten. Bei Berg-Wanderwegen ist diese Bezeichnung (gelbe Wegweiser) in den deutschen Alpen (außer Allgäu) und in den österreichischen Alpen (außer Vorarlberg) obligatorisch.  

Einfache Bergwege (blau) sind überwiegend schmal, können steil angelegt sein und weisen keine absturzgefährlichen Passagen auf. 

Mittelschwere Bergwege (rot) sind überwiegend schmal, oft steil angelegt und können absturzgefährliche Passagen aufweisen. Es können zudem kurze versicherte Gehpassagen (z.B. Drahtseil) vorkommen. 

Schwere Bergwege (schwarz) sind schmal, oft steil angelegt und absturzgefährlich. Es kommen gehäuft versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich. 

 

 

 

 

Schweiz (+ Allgäu und Vorarlberg) / SAC – Skala 

Die Wanderskala in der Schweiz wurde 2002 durch den SAC eingeführt und ist in sechs Schwierigkeitsgrade unterteilt. Zusätzlich wird der Vergleich zum DAV/ÖAV aufgeführt. 

 

T1 (Leichter Talweg, gelb): Weg gut ausgebaut und einfach begehbar.  

T2 (Einfacher Bergweg): DAV: blau, SAC: weiß-rot-weiß: Weg mit durchgehender Trasse. Gelände teilweise steil, Absturzgefahr nicht völlig ausgeschlossen. Etwas Trittsicherheit nötig, Trekkingschuhe empfehlenswert. Elementares Orientierungsvermögen. 

T3 (Mittelschwerer Bergweg): DAV: rot, SAC: weiß-rot-weiß/weiß-blau-weiß: Weg am Boden nicht unbedingt durchgehend sichtbar. Ausgesetzte Stellen können mit Seilen oder Ketten gesichert sein. Eventuell braucht man die Hände fürs Gleichgewicht. Zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflächen, weglose Schrofen. Gute Trittsicherheit, gute Trekkingschuhe nötig. Durchschnittliches Orientierungsvermögen. Elementare alpine Erfahrung. 

T4 (Schwerer Bergweg): DAV: schwarz, SAC: weiß-blau-weiß: Wegspur nicht zwingend vorhanden. An gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vorwärtskommen. Gelände bereits recht exponiert, heikle Grashalden, Schrofen. Im Hochgebirge evtl. einfache Firnfelder und apere Gletscherpassagen. Vertrautheit mit exponiertem Gelände nötig. Stabile Trekkingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung und gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung. Bei Wettersturz kann ein Rückzug schwierig werden. 

T5 (Schwerer Bergweg): DAV: schwarz, SAC: weiß-blau-weiß: Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen. Exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen. Im Hochgebirge evtl. apere Gletscher und Firnfelder mit Ausrutschgefahr. Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung und sehr gutes Orientierungsvermögen. Gute Alpinerfahrung im hochalpinen Gelände. Elementare Kenntnisse im Umgang mit Pickel und Seil. 

T6 (Schwerer Bergweg): DAV: schwarz, SAC: weiß-blau-weiß: Meist weglos. Kletterstellen bis II. Häufig sehr exponiert. Heikles Schrofengelände. Apere Gletscher mit erhöhter Ausrutschgefahr. Meist nicht markiert. Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. 

 

Bergwege der Grade T5 und T6 sind teilweise schon „Alpine Routen“ und können vom Gesamtanspruch her leichteren Hochtouren (L, WS) entsprechen – allerdings geländebedingt meist ohne Sicherungsmöglichkeiten. 

 

 

©Bild: Alpenverein.de 

Italien (Südtirol und Gardasee) 

Die italienischen Gebirgsregionen haben zum größten Teil einheitliche Bezeichnungen (gemäß AVS und CAI) der Berg-Wanderwege. 

 

E = Wanderer 

Routen, die einfachen Wegen folgen oder durch abwechslungsreiches Gelände führen (Graslandschaften, Geröll, Steinbrüche) und in der Regel gut ausgeschildert sind. Sie erfordern eine gute Orientierung, ein gutes Level an Erfahrung und Wissen über die Bergwelt, intensives Training, geeignetes Schuhwerk und eine passende Ausrüstung. 

 

EE = Erfahrene Wanderer 

Routen, die in der Regel markiert sind, aber die auch Erfahrung voraussetzen. Sie führen über weniger zugängliches und vertrauenswürdiges Gelände (steile Hänge und/oder rutschige Graslandschaften, Fels-Wiesen-Areale, Felsen, Schutt, Steinbrüche und kurze, flache Schneefelder oder über Felsgelände mit Stellen bis zum II. Grad). Erforderlich sind Bergerfahrung, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, eine geeignete Ausrüstung und eine gute Kondition. 

 

EEA = erfahrene Wanderer mit Ausrüstung 

Hochalpine Bergwege  oder Klettersteige. Als Ausrüstung sind ggf. Klettergurt, Helm, Seil, Eispickel/Steigeisen oder  Klettersteigset  notwendig. 

 

In der Regel sind diese rot-weiss-rot mit WegNr. markiert.  

© AVS

Zu beachten ist folgendes Hinweisschild: 

© AVS

Nur für Geübte. Vergleichbar mit der Klassifizierung „Schwarz“ oder „T4 – T6“. 

 

Bewertung der Klassifizierung 

Die Bewertung der Schwierigkeitsgrade einer Berg-Wandertour gibt immer die schwerste Stelle auf dem Weg an, diese kann nur wenige Meter sein, oder jedoch für die ganze Tour zutreffen. Hilfreich für die Planung einer Bergwandertour ist die „DAV Bergwandercard“ Diese kann auf der DAV Seite (alpenverein.de/bergsport/sicherheit/wandern) herunter-geladen werden. 

Die SAC-Skala wird mittlerweile von zahlreichen Tourenportalen im Internet verwendet. Sie ist meiner Meinung nach am aussagekräftigsten über die zu erwarteten Schwierigkeiten. 

Die jeweils angegebenen Schwierigkeiten gelten nur für trockene und optimale Bedingungen. Bei ungünstigen Wetterbedingungen (Schnee/Regen, etc.) kann aus einem einfachen Bergweg schnell ein sehr anspruchsvoller Bergweg werden. 

 

Eine Wandertour zur Winnebachseehütte liegt im Schwierigkeitsbereich „rot“ bzw. T2 – T3 

Der Weg auf dem Gänsekragen liegt im Schwierigkeitsgrad „schwarz“ bzw. T4. 

 

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag etwas Klarheit in die Bewertung von Bergwanderwegen einbringen konnte. 

Im Heft 02/2023 ist ein weiterer Beitrag geplant. Thema: Die unterschiedlichen Klassifizierungen/Schwierigkeitsbewertungen von den Klettersteigen.  

 

Bericht von Thomas Stöcker 

FÜL Bergsteigen