Sommertour mit einem Meter Neuschnee
Die Wetterprognosen waren von Anfang an extrem schlecht gemeldet, weshalb der ein oder andere das Wanderoutfit am Montagabend noch schnell mit einer Daunenjacke oder Regenhose geupgradet hat. So mancher spielte auch mit dem Gedanken, spontan noch abzusagen und sich die prognostizierten zwei Meter Neuschnee zu sparen. Ich kann bereits vorwegnehmen, dass es keiner der 12 Teilnehmenden bereut hat!
Am Dienstag, 10.09. ging es nach unterschiedlich langer Anreise direkt mit einem knackigen Anstieg zur sehr ursprünglichen, urigen und gemütlichen Steiner Alm auf knapp unter 2.000 Meter. Wegen des kommenden Wetterumschwungs wurden die Kühe bereits eher von den Almen getrieben. Bei der Suche nach den letzten verbliebenen Tieren konnten wir die herzlichen Hüttenwirtsleute (leider nicht ganz erfolgreich) unterstützen und konnten das herrliche Wetter bis zum leckeren Abendessen voll ausnutzen. Nach einer kuscheligen Nacht und einem genialen Frühstück gings am Mittwoch, 11.09 dann weiter unter den Klängen von Murmeltieren und Schafen durch das mit Heidekraut und Preiselbeeren übersäte Auenland, äh das Hochplateau der Granatspitzgruppe, zu unserem meist in Sichtweite liegenden Tagesziel, der Sudetendeutsche Hütte auf 2.655 Meter. Auf Empfehlung der Hüttenwirtin änderten wir spontan unsere Pläne, gönnten uns nur eine kurze Pause und erklommen an diesem Tag noch vier Dreitausender… Aber von Anfang an: Der inzwischen leider sehr genaue Wetterbericht meldete ab Donnerstag einen massiven Wintereinbruch, der uns ein Weiterwandern auf Höhe von mehr als 2.500 Metern leider nicht ermöglichte. Da das Wetter am heutigen Tag jedoch noch bis 17 Uhr sonnig und schön gemeldet war, machten wir uns, ausgestattet mit ein paar Klettersteigsets als Backup auf den Weg zur Gipfelüberschreitung des südlichen und nördlichen Wallachkopfs sowie des kleinen und großen Muntanitz (3.232 m). Die Gratwanderung inklusive seilversicherter Schlüsselstelle durch einen mit teils von Schnee bedeckten Kamin am kleinen Muntanitz waren nicht ohne und brachten viele an die Überschreitung ihrer bisherigen Grenzen. Umso stolzer und glücklicher waren wir, dass fast alle sich trauten und mit einer zwar nebligen Aussicht, aber einem unbeschreiblichen Siegergefühl belohnt wurden. Für viele war es der erste Dreitausender überhaupt und dann gleich vier auf einmal… Das wurde am Abend bei zunehmend regnerisch und nebligem Wetter natürlich mit ein paar Runden Kurze auf der gemütlichen Hütte gefeiert. Die Entscheidung, dass die Tour nicht weiter gehen kann, stand bereits am Mittwochabend fest und so waren wir umso froher über die vergangenen zwei Tage mit tollem Wetter und fantastischen Eindrücken. Glück im Unglück hatten wir dann doch noch und der über Nacht gefallene Neuschnee hielt sich sehr in Grenzen, weshalb wir am Donnerstag, 12.09 gut und sicher über teils gezuckerte und teils schlammige Berghänge zu unseren Autos absteigen konnten. Mit Auto, Bus und Bergbahn ging es dann komfortabel und unkompliziert hoch ins Winterwonderland, auf die bereits komplett verschneite Rudolfshütte, 2.315 m. Dort genossen wir einen entspannten und luxuriösen Nachmittag in der Sauna, während draußen leise der Schnee rieselte und es immer weißer und weißer wurde. Am nächsten Morgen hatten wir unseren Spaß mit einem Meter Neuschnee und waren zwar traurig, dass unsere Tour nun schon vorzeitig vorbei war, aber glücklich über die vergangenen Tage, die so abwechslungsreich und spannend waren, dass wir es gar nicht erwarten können, wenn sich Thomas und Burghardt das nächste Mal für die Winter-… äh Sommerwandertour melden. |