Klettertour Piz Badile – Nordkante
Zwei unserer Sektionsmitglieder – Felix und Timo – haben im Sommer 2024 eine großartige Klettertour unternommen: Kantenklettereien am Piz Badile.
Kaum ein Berg in den Alpen ist unter Kletterern so legendär: Buhl, Cassin, Gogna usw. haben hier Geschichte geschrieben. Also auf, Träume verwirklichen. Das lange Wochenende über Himmelfahrt bot sich an, da wir beide frei hatten. Und falls das Wetter nicht mitspielt, konnten wir auch einen Ruhetag einplanen. Vorbereitung ist alles, und so ging es die Wochenenden ins heimische Fichtelgebirge – vor allem für mich fühlt sich der Granit im Gegensatz zum gewohnten Kalk mit seinen Löchern und Henkeln ziemlich anspruchsvoll an.
Dann war es endlich soweit!! Auf in die Schweiz 🙂 Als wir kurz vorm Ziel den berühmten Malojapass überquerten sahen wir unser Ziel zum ersten Mal – nun war uns sofort klar was diesen Grat so berühmt gemacht hat. Ein grandioser Anblick von umwerfender Schönheit.
Tag 1: Auto in Bondo geparkt und die Rucksäcke geschultert. Der Aufstieg zur Sasc Furä Hütte, seit dem Bergsturz 2017 vom Piz Cengalo, mit ist mit 5 Std. schon mal die erste Herausforderungen. Trotz Minimalismus beim Packen zieht jetzt jedes Gramm in den Oberschenkeln. Die mächtige Kante im Hüttenaufstieg vor uns, schwelgen die Gedanken an morgen: Hält das Wetter? Finden wir den richtigen Weg über die 35 Seillängen? Zum Glück haben wir morgen das ganze Eisen am Gurt und nicht mehr im Rucksack..
Tag 2: Freitag früh um 3:30 klingelt der Wecker. Trotz Anspannung und der ungöttlichen Zeit zwingen wir uns bei heißem Kaffee etwas in den Magen. Uns ist klar es wird ein langer Tag.
Mit Stirnlampe steigen wir los und lassen die Sasc Furä hinter uns. Die Hüttenwirtin hat für jeden Bergsteiger eine Kerze angezündet, und so stehen wir nach1,5 Std auf 2600m beim Einstieg. Noch ist es dunkel, wir klettern die relativ einfachen ersten 3 SL seilfrei. Dann geht langsam die Sonne auf, jetzt wird es auch Zeit anzuseilen und die Kletterschuhe anzuziehen. Ich bin froh, mit Felix unterwegs zu sein-könnte mir hier keinen besseren Seilpartner wünschen. Wir verstehen uns blind und kommen relativ zügig voran. Eine wahnsinnig ausgesetzte Kletterei, perfektes Bergwetter. Es geht fast immer am Grat entlang und die Stände sind fest eingebohrt. Trotzdem ist die Wegfindung nicht immer ganz einfach, das legen von Zwischensicherungen mit Friends und Keilen unumgänglich. Und so stehen wir nach über 1400 Klettermetern gegen 14:30 am Gipfel!!!
Unsere Gefühle in Worte zu fassen ist schwer. Bis auf einen kleinen Verhauer hat alles prima geklappt – uns ist aber klar, die Tour ist erst beendet, wenn wir wieder unten sind. Und so folgten wir den Steinmännern und Markierung, die uns zu den Abseilständen runter auf die Italienische Seite führen. Das Rifugio Gianetti die ganze Zeit im Blick, gönnten wir uns dann abends endlich ein Moretti, das uns in diesen Moment besser schmeckt wie jedes fränkische Bier 🙂
Der Grat liegt mittlerweile in Wolken und es droht Gewitter. Stolz und glücklich schlafen wir heute wie die Murmeltiere, zum Glück haben wir im Winterlager der Hütte noch einen Schlafplatz zugewiesen bekommen.
Tag 3: Am nächsten Tag steigen wir die 2,5 Std hinunter ins Tal, wo wir im Lombarischen Spätsommer, im Trubel der Touristen und Palmen, ein Taxi zurück ins Bergell zu unserem Auto nehmen. Und na klar…bei der Heimfahrt in unseren geliebten Frankenwald blieb natürlich genug Zeit schon neue Pläne zu schmieden.