Gemeinschaftshochtour im Wallis

Dezember 2020: mit frisch operiertem Fuß, sowie Kontaktbeschränkungen durch die Corona Pandemie rückte für mich die Tourenplanung in weite Ferne. Dennoch bekam ich einen Krankenbesuch von Robert, der mir Lesestoff in Form einer Karte mit dem Titel „Zermatt Saas-Fee“ mitbrachte. Mit dieser Motivation stand das grobe Ziel für den Sommer fest. Nach ein paar Telefonaten und Nachrichten war auch die Seilschaft komplett. Christian und Christian waren von der Idee einer Gemeinschaftstour in der Schweiz angetan und deshalb schnell überzeugt. 

 

Im August stiegen wir voller Vorfreude ins Auto und fuhren nach Saas-Grund im Kanton Wallis. Christian Lang startete von Regensburg und bahnte sich seinen Weg von Osten über die Furka Passstraße. Angekommen am Zeltplatz wurde die Ausrüstung gecheckt, sowie unser Nachtquartier vorbereitet. Den Abend ließen wir gemütlich mit Spaghetti vom Campingkocher und Bier ausklingen.  

 

Der nächste Tag beginnt mit einem netten Frühstück am Zeltplatzkiosk. Gut gestärkt ging es nun an logistische Aufgaben da wir eine Überschreitung geplant haben. Nachdem das Erste Fahrzeug geschickt in Saas-Grund geparkt wurde, fuhren wir gemeinsam voll bepackt nach Saas-Almagell. Hier begann bei traumhaftem Sommerwetter unsere eigentliche Tour. Vom Ortskern aus wanderten wir vorbei an einem schönen Wasserfall in Richtung Almagelleralp.

Der Weg war abwechslungsreich und wir sammelten bis zur Alp einige Höhenmeter. Diese lädt zum Verweilen ein, kurz dahinter machten wir Rast im Schatten eines schönen Boulderfelsen. Der Weg führte uns weiter hinauf über Schotter und Blockgelände bis zur Almagellerhütte auf 2894m. Dort angekommen sicherten wir uns einen schönen Platz auf der Sonnenterasse. Mit Kuchen und Getränken inklusive Bergpanorama verging der Nachmittag wie im Flug. Nach dem Abendessen verschwanden wir alle zügig im Lager, denn die Nachtruhe endete bereits um 4 Uhr morgens durch den Wachruf des Hüttenwirts. Mehr oder weniger ausgeschlafen und satt zog es uns nach draußen. Im Schein unserer Stirnlampen machten wir uns auf den Weg zum Zwischenbergenpass der auf 3268m liegt. Der Pfad dorthin über Platten, Schutt und einzelne Schneefelder war problemlos zu gehen. Am Pass angekommen bogen wir nach Norden ab in Richtung Weissmies. Am Kamm entlang ging es bis zu einer Scharte die wir zum Anlegen der Klettergurte nutzten. Der Sonnenaufgang tauchte die Mischabelgruppe mit Dom und Täschhorn in ein faszinierendes Morgenrot. In leichter Blockkletterei ging es in logischer Linie den Weissmies-Südgrat hinauf. Nachdem der Grat hinter uns lag wartete vor uns ein Firnfeld und nochmals leichtes Blockwerk über das man den Gipfel erreicht. Um halb 9 standen wir also zusammen auf dem Gipfel des Weissmies 4017m. Mit einer reichhaltigen Brotzeit stärkten wir uns für den folgenden Teil unserer Tour – Gipfelfotos wurden natürlich auch geschossen. Angeseilt ging es weiter. Der Abstieg erfolgte über die Nordwestflanke in der wir einen super Blick auf das Lagginhorn hatten. Der kritischste Teil der Überschreitung lag noch vor uns: die Durchquerung des Gletscherabbruchs mit Seracs. Unsere Seilschaft fand jedoch einen logischen und zügigen Weg hindurch. Die Querung über den aperen Triftgletscher war unproblematisch, trotzdem blieben wir konzentriert und achteten auf Spalten. Mit einer kleinen Dose Bier „feierten“ wir am Rande des Gletschers die gelungene Überschreitung und unseren ersten 4000er. Beim Abendessen im Bergrestaurant Hohsaas konnten wir durch die Panoramafenster bestaunen warum sich ein früher Aufbruch auf den Weismiess lohnt als einige Seracs donnernt kollabierten und auf den darunter liegenden Gletscher niedergingen. 

 

Am nächsten Tag ging es wieder zur frühen Stunde im Schein der Stirnlampen los, diesmal Richtung Lagginhorn. Ursprünglich hatten wir auch hier eine Überschreitung mit längerer Gratkletterei geplant, wegen unsicheren Wetters und Niederschlags in der Nacht entschieden wir uns aber kurzfristig doch für den Normalweg über den Westgrat. Dies stellte sich spätestens beim letzten Aufschwung als gute Wahl heraus, da der Fels mit einer dünnen Eisschicht überzogen war. Dies bedeutete Steigeisen anziehen und die letzten Meter bis zum Gipfel kontrolliert aufsteigen und kraxeln. Am frühen Vormittag standen wir schließlich am Gipfel des Lagginhorn mit seinen 4010m und konnten den Blick ins Tal und auf den von uns zurückgelegten Weg bestaunen. 

 

Zurück in der Hütte belohnten wir uns mit Kuchen und Bier auf der Terrasse. Nach dieser super Tour sind wir nun angefixt vom Bergsteigen in der Schweiz und werden sicher wieder kommen. 

Bericht von Florian Belter